Das historische Bild - Der Grasbrunner Wirt

Bild Schlösslwirt 1906

Der Grasbrunner Schlösslwirt (rechts unten) um 1920.

Der Überrheiner Michael Feist richtete 1844 im Steffl-Wohnhaus, heute Gramanstraße 3, Grasbrunns erste Wirtschaft ein. Die protestantischen Überrheiner-Familien Fauth, Feist, Folz und Renk usw. stammten aus Baden und brachten einen „frischen Wind“ in die Dörfer im Osten Münchens. Nach mehreren erfolglosen Anträgen – die Wirte aus der Umgebung torpedierten natürlich den neuen Konkurrenten – erhielt Feist 1846 endlich seine „Concession“. Bisher hatte er, neben der Bierschenke, „nur Käs‘ und kalte Würst‘“ verkaufen dürfen.

Der umtriebige Michael Feist ließ um 1870 für seine Tochter Barbara, anstelle des Häusler-Anwesens (nun St.-Ulrich-Platz 1), ein richtiges Gaststätten-Gebäude errichten. Barbara heiratete Johann Kotter vom Grasbrunner Mesner-Anwesen. Kotters bestimmten im 19. Jahrhundert das politische Leben in Grasbrunn und stellten über Jahrzehnte hinweg, bis 1904, den Bürgermeister.

Der Gasthof wurde bereits im Jahre 1905 von ihrem zweiten Mann Johann Haindl abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Aufgrund der vielen Türmchen und Erker bezeichneten die Grasbrunner ihre Wirtschaft bald als „Schlösslwirt“. Wirt Johann Kotter jun. hatte im Dritten Reich dem legendären Harnier-Kreis, einer Vereinigung königstreuer Monarchisten, angehört. Von der Gestapo eingeschleuste Spitzel denunzierten die Untergrundbewegung. Geschwächt durch seine lange Inhaftierung ohne Urteil, starb der „Wirtshans“ bereits im Juli 1940.

1973 musste wiederum der Schlösslwirt einem Neubau weichen. An Ostern 1974 erfolgte schließlich die Eröffnung der Gaststätte „Grasbrunner Hof“.


Rolf Katzendobler

 

Grossansicht in neuem Fenster: Schlösslwirt rechts im Bild

 

Grossansicht in neuem Fenster: Schlösslwirt 1969

1969

 

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